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Zeit zur Umkehr

Mit Scham stellen wir fest, daß sich unsere Kirchen für das Schicksal der Juden und ungezählter anderer Verfolgter unempfindlich zeigten. […] Die Kirchen haben gegen sichtbares Unrecht nicht protestiert, sie haben geschwiegen und weggeschaut.
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Mit Scham stellen wir fest, daß sich unsere Kirchen für das Schicksal der Juden und ungezählter anderer Verfolgter unempfindlich zeigten. […] Die Kirchen haben gegen sichtbares Unrecht nicht protestiert, sie haben geschwiegen und weggeschaut.<br/> <a class="text-muted underline dark:text-slate-400 font-medium" target="_blank" href="https://www.evang9.wien/root/wp-content/uploads/2024/01/Gemeindezeitung202401.pdf">PDF</a>

„Mit Scham stellen wir fest, daß sich unsere Kirchen für das Schicksal der Juden und ungezählter anderer Verfolgter unempfindlich zeigten. […] Die Kirchen haben gegen sichtbares Unrecht nicht protestiert, sie haben geschwiegen und weggeschaut, sie sind ‚dem Rad nicht in die Speichen gefallen‘ (Bonhoeffer).“

Dieses Zitat ist einer Erklärung der Generalsynode (Kirchenparlament) aus dem Jahr 1998 entnommen, die den Titel „Zeit zur Umkehr – Die Evangelischen Kirchen in Österreich und die Juden“ trägt. Wenn die christlichen Kirchen in Österreich in wenigen Tagen, am 17. Jänner 2024 den Tag des Judentums begehen, denken wir an diese Erklärung unserer Kirche, die im vergangenen November 25 Jahre alt wurde.

Angesichts der Terrorattacke der Hamas gegen die israelische Zivilbevölkerung am 7. Oktober 2023 bekommt dieser Text einmal mehr Relevanz für unsere Arbeit als Kirche in Österreich und als Gemeinde vor Ort hier am Alsergrund.

Wenngleich die Erklärung „Zeit zur Umkehr“ vor 25 Jahren einen Meilenstein für das christlich-jüdische Verhältnis gesetzt hat, hielt unsere Generalsynode Anfang Dezember 2023 zurecht fest:

„Umkehr ist nie abgeschlossen, sondern ist ein fortdauernder Prozess. Viele judenfeindliche Traditionen und Klischees beeinflussen nach wie vor die Interpretation mancher Bibeltexte, noch lange sind nicht alle problematische Darstellungen in Kirchen aufgearbeitet.“

Wie sehr es das Engagement gegen Judenfeindlichkeit und Antisemitismus braucht, zeigt sich seit der Eskalation des Nahostkonflikts in diesem Herbst auch in Österreich. Die dramatische Zunahme an antisemitischen Vorfällen und die Angst von Jüdinnen und Juden vor Übergriffen lässt uns nicht unberührt.

Ich bin dankbar, dass unsere Kirche einmal mehr zum glaubwürdigen und unermüdlichen Einsatz gegen Antisemitismus aufruft und sich solidarisch mit allen Jüdinnen und Juden sowie mit ihrem Gemeinden erklärt.

Ihr Pfarrer Stefan Fleischner-Janits

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